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AutorenbildMilou Team

Ägypten - Saudi Arabien ... der grosse Kontrast




Nach 10'694km sind wir wieder in Duba/Saudi Arabien "gelandet", der Kontrast könnte nicht grösser sein, doch nun Schritt für Schritt folgt eine Aufzählung unserer Erlebnisse seit wir in Hurghada (Ägypten) ein «Warte-Woche» eingeschaltet haben.


Hätte Ägypten seine glorreiche Pharaonen-Vergangenheit nicht, wäre es ein von Armut geplagtes Land. Abfallberge aus Müll und Plastik in den Städten, Dörfern und unterwegs soweit das Auge reicht, Familien die in diesem Unrat nach Brauchbarem suchen. Allüberall jedoch freundliche Menschen, aber auch immer wieder die offene Hand für «Bakshish» (money, money, gib mir Geld…), ob eine Gefälligkeit geboten wurde oder nicht.


Strassenverkehr: man fährt wo es gerade eine Lücke gibt, überholt wird links und rechts, nachts wird auch ohne Licht gefahren und vor allem mit unzähligen schrottreifen Fahrzeugen.

Fahrregel unseres lokalen Guide Mohammed: «Hupe ist wichtiger als Bremse; bei Grün fahren, bei Rot schneller fahren». Die allgegenwärtige Polizei Präsenz ist erdrückend – empfanden wir dies anfangs noch so etwas wie einen VIP-Status – wurde jedoch die konstante Polizei-Überwachung sehr belastend für uns. Wir durften im ganzen Land (ebenfalls auf Autobahnen) nur im Konvoi fahren, mit Begleitung mindestens zweier Polizei Fahrzeuge – an wichtigen Kreuzungen wurde der übrige Verkehr aufgehalten, damit unser Konvoi problemlos durchfahren konnte. Nebst der Polizei-Begleitung fand auch alle 20-40km zusätzlich ein Strassenkontrolle statt mit warten und Dokumentenlisten vorzeigen. Dazu entschied die Polizei wo wir anhalten dürfen, wo einkaufen oder zur Übernachtung stehen dürfen (zwecks besserer Überwachung vor allfälligen Anschlägen). Ägypten leidet offensichtlich immer noch unter dem Attentat-Syndrom von Luxor 1997 – ein weiteres Attentat auf Touristen könnte wiederum fatale Folgen für den ägyptischen Tourismus haben… verstehen wir.


Nach erholsamen Tagen in einem Hotel in Hurghada (abwarten, wie es mit unserer Reiseroute weitergeht) kurze Fahrt zum Verschiffungshafen von Safaga, also zurück nach Saudi Arabien, von wo wir erst vor gut 3 Wochen eingereist sind. Es folgte wiederum eine «nervenaufreibende» Ausreise, mit Passkontrolle, Fahrzeugausweise, Führerscheine, Abgabe der ägyptischen Fahrzeugausweise, der ägyptischen NR-Schilder (Grund: wir könnten damit im Ausland bequemer Anschläge vorbereiten/ausüben), jedes Fahrzeug wurde komplett durchwühlt, Gepäckstücke mussten ausgeladen und wurden durch die X-Ray Maschinen geschleust: Beim Verladen der Fahrzeuge nochmals 3 x Passkontrolle: Total 8 Stunden Ausreisezeit! Gegen Mitternacht konnten wir dann endlich auf die Fähre und gegen Aufpreis eine 5er Kabine beziehen. – Die Überfahrt übers Rote Meer verlief in sehr ruhigen Gewässern.


Saudi-Arabien: Ankunft im Hafen von Duba: Zuerst heisst es wieder mal warten, es ist immer noch Ramadan (Fastenmonat) und die Zöllner alle am Beten. Ja, dieser Ramadan hat uns schon in Ägypten genervt, wurden doch weltbekannte Stätten (Luxor, Karnak usw.) ganz einfach schon früh am Nachmittag geschlossen, weil das Personal (Grabwächter, Angestellte) sich auf das Abendgebet vorbereiten müssten….

Duba: es folgten die üblichen Kontrollen plus dazu musste jedes Fahrzeug durch den riesigen Scanner durch (und dies nach den penetranten Kontrollen bei der Ägypten Ausreise). Schliesslich nach nur 2,5 Stunden durften wir erneut in Saudi Arabien einreisen … und welch ein Kontrast: wieder mal gute Asphaltstrassen ohne Löcher, ohne die schrecklichen «Pumps» und ohne die lästigen Strassensperren à la Ägypten > freies Fahren = Freiheit pur!


Duba – Al Ula: Fahrt von der heissen Küste ins Hinterland mit weitläufigen Gebirgszügen.

Die Strasse führt durch Beduinen-Gebiet, d.h. Kamele und Esel kreuzen unvermittelt die Fahrbahn. Völlig überrascht wurden wir von den historischen und landschaftlichen Schönheiten. Al-Ula lag dazumal an der Weihrauchstrasse, ein Ort mit grosser Vergangenheit. Wir staunten nicht nur über die fotogenen Wadis (Flusstäler), sondern aber auch über die vielen, sehr gute erhaltenen Nabatäer-Gräber aus der Zeit vom 6. – 4. Jh.v.Chr. (über 100 Monumentalgräber wurden entdeckt; auch Funde aus der römischen Zeit). Seit 2008 ist diese Region als UNESCO Weltkultur-Erbe notiert. Nähere Details in Wikipedia oder Google.


Al Ula – Yanbu: Eine abwechslungsreiche Fahrt über Gebirgszüge, durch Steinwüsten und mit teilweise Sandstürmen; es ist mit 38-40°Grad heiss und sehr windig. Wir übernachten romantisch irgendwo im Nirgendwo > einfach genial in der Wüstenlandschaft.

Yanbu, eine Hafenstadt am Roten Meer mit viel landwirtschaftlicher Fläche im Hinterland, aber je näher wir an die Küste kommen, überwiegen Raffinerien und riesige petrochemische Anlagen (Erdöl-Verschiffung).


Yanbu – Jeddah: Es sind noch 350km der Küste entlang bis zum Hafen in Djiddah (4,5 Mio Einw.) und wir sollten achten, mit möglichst wenig Treibstoff im Tank (auch leere Zusatzkanister) am Hafen anzukommen.

Vor der Verschiffung mit dem Roll on-Roll off-Frachter mussten wir auch alle verderblichen Lebensmittel aufessen, Fahrerkabine ausräumen und die Wohnkabine sollte «blickleer» sein, d.h. alles muss in Kästen/Stauräumen verstaut werden. Der hintere Teil der Fahrzeuge kann während der Verschiffung abgeschlossen bleiben; wir müssen nur die Motorschlüssel abgeben. Jedes Fahrzeug wird per m3 ausgemessen und berechnet, somit wird unser hinteres Reserverad abmontiert und als Türsperre gegen die Fahrerkabine platziert. Das Schiff sollte am 6. Mai spätestens auslaufen, doch Verspätungen und Umprogrammierungen sind da an der Tagesordnung … vielleicht lichten die Anker am 8. Mai abends … vielleicht?!

Die Abgabe der Fahrzeuge im Hafen mit über 4 Stunden Wartezeit, gingen die Formalitäten (dank Vorarbeit der Reise-Leitung) problemlos über die Bühne.


Ab Jeddah: Bus-Rundreise um die Verschiffungszeit zu überbrücken (wir müssen nach Djibouti fliegen…) bis ganz im Süden an die Grenze zum Yemen. Erstaunlich, diese gebirgige Abwechslung. Denkt man doch landauf landab, dass Saudi Arabien nur aus Wüste, Sand und Ölfelder besteht – weit gefehlt. Knapp 1000 km führt die gut ausgebaute Strasse von Taif bis Abha entlang und über die Kreten des Küstengebirges, die ganze Fahrt auf Höhen von 1700 bis 2700 müM, mit angenehmen kühlen Sommertemperaturen um die 27°C. Erstaunlich auch die dichte Besiedlung mit Städten bis zu 500'000 Einwohner. Das Trinkwasser Problem ist momentan noch mit Grundwasser Vorkommen gelöst, diese schwinden aber fortlaufend, sodass gigantische Meerwasser-Entsalzungsanlagen im Bau sind. Saudi Arabien hat viel Öl und wenig Wasser.

Die Routenführung der Strassen (bis zu 90% vierspurig) präsentiert sich ohne jegliche Begradigung, d.h. die Strassen folgen entsprechend dem vorgegebenen Terrain, dem Tal, der (momentan ausgetrockneten) Flüsse, auf und ab und auf. Die daraus entstehenden vielen Kurven werden vorab immer durch markante Bodenmarkierungen (starke Rillen, gelb eingefärbt) entschärft.


Auf und neben den Strassen: kein Müll, alles sauber und fast vergleichbar mit der Schweiz.

In den Ortschaften/Städten unterwegs in den Süden sind Heerscharen von Putzequipen und Gärtnern konstant mit Besen und Schaufel unterwegs (Gastarbeiter aus Indien, Philippinen, Bangladesh usw). Es gibt Mittelstreifen mit Blumenrabatten, Palmen, Aurakarien, Blütensträucher; viele Bordsteine und Betonwände an Strassen und Brücken sind mit diversen farbenfrohen Motiven bemalt. Was auch überrascht, sind die zahlreichen und für uns überdimensioniert scheinenden Picnic- und Kinderspielplätze, oft auch völlig ausserhalb der Siedlungen. Tagsüber leer, doch gegen Abend werden dann diese gedeckten Plätze, oft auch mit Feuerstelle, regelrecht bevölkert. Ausgerüstet mit Picnic Decken, Speisen, auch Campingstühlen rücken ganze Familien oder Sippen an um die kühleren Temperaturen zu nützen. Dabei sind auch die Kleinsten immer bis weit über Mitternacht dabei.


Noch steckt der Tourismus in Saudi Arabien in den Kinderschuhen, dementsprechend herzlich werden wir überall willkommen geheissen (und nirgendwo ein «Bakshisch»-Verlangen), werden auch bestaunt und fotografiert. Strassen-Namen und Tafeln, Hinweis-Schilder sind (noch) nur in arabischer Sprache/Schrift. Seit der Öffnung für den Tourismus hat sich auch der Dress-Code für uns vereinfacht: kein Kopftuch mehr für die Frauen (wie im Iran noch bis heute), Männer in Shorts mit T-Shirt werden akzeptiert, rücksichtsvoll auf die Bevölkerung sind aber immer noch bedeckte Ellbogen und Knie…. Die saudischen Frauen (jung und alt) jedoch sind immer noch in ihren schwarzen bodenlangen Kleidern und Kopftuch (mit Seh-Schlitz) unterwegs, die Männer mit den weissen langen Gewändern und oft auch mit dem Arafat-Tuch um den Kopf. Je weiter wir gegen Süden fahren, sind praktisch alle Frauen von Kopf bis Fuss schwarz verhüllt. Ausnahme in den grossen Städten, wie Duba und Jeddah, wo es auch einige liberaler denkende Frauen gibt (ohne Schleier und in westlicher Kleidung).


Markante Ortschaften unterwegs, um nur die Wichtigsten zu nennen:

At Taif : Stadt mit 700'000 Einw., auf 1700müM ist ein Agrarzentrum für Obst und Gemüse; ein Ausflugszentrum für hitzegeplagte Saudis aus der Küstenregion und dem nahe gelegenen Mekka. Als Nicht-Muslime müssen wir Mekka (wichtigster Wallfahrtsort für Muslime) grossräumig umfahren, die Autobahn um das Stadtzentrum reicht dazu nicht aus….

Al Bahan: Eine Provinzstadt mit 100'000 Einw., auf 2150müM, bekannt durch ihre traditionelle Architektur und dem kühlen Bergklima mit Wäldern umgeben; ist die grünste Region Saudi Arabiens.

Abha: umgeben mit hohen Bergen und Canyons, mit Gärten und Feldern und über 200’000 Einw. auf 2300müM war Ausgangspunkt für einen Ausflug zu verschiedenen historischen Siedlungen nahe der Grenze zum Jemen. Die Architektur lehnt sich stark an den jemenitischen Baustil, sehenswert.


Zur Zeit der Publikation dieses Blogs sind wir unterwegs mit Emirates von Djiddah via Dubai nach Djibouti, erneuter Anlauf zum afrikanischen Kontinent. Bei Ankunft sind gerade wieder muslimische Feiertage und so braucht es nochmals ca. 3-4 Tage Wartezeit bis die Fahrzeug-Verzollungen, Einreisepapiere etc. erledigt werden. Unsere Tourleitung hat wiederum ein spannendes Alternativ-Programm mit 4x4-Fahrzeugen organisiert um die nähere Umgebung von Djibouti zu erkunden.

Gegen Mitte Mai (Datum Einreisevisum für Äthiopien) werden wir definitiv auf dem Weg nach Addis Abeba sein und unser Abenteuer lebt weiter …





Fahrt durch die Halbwüste nach Al Ula




Sandstrecken nicht für alle 4x4 Fahrzeuge geeignet




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1 Comment


Renate Furer
Renate Furer
May 16, 2023

Hoi zäme

Ich würde durchdrehen, den Rückwärtsgang einlegen und flüchten. Eure Nerven möcht ich haben.🤣🤣🤣😘😘

Saludos aus Paraguay

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