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AutorenbildMilou Team

Saudi Arabien- Rotes Meer - Aegypten

Aktualisiert: 21. Apr. 2023

Noch 15 km bis zur Grenze Jordanien - Saudi Arabien. Sehr wenig Passagiere. Es ist ein alter, kleiner Grenzübergang. Für etwas Aufregung und Abwechslung sorgen unsere Fahrzeuge, da offenbar erstmals europäische Autos diesen Grenzübergang benutzen; 30 Minuten, eine absolute Rekordzeit und wir stehen vor den Toren der grossen, modernen, pompösen Saudischen Grenze. 3 Offiziere, 3 Schalter und einer funktioniert. Visum Kontrolle, Gesichts-Fotos, Fingerabdrücke (alle 10 Finger). Zum Abwickeln der Formalitäten unserer illustren Schar, wurden extra 2 Dolmetscher Damen engagiert. Anschliessend Versicherungen abschliessen, Fahrzeugkontrolle aussen und unten. Nach knapp 2 Stunden sind wir durch ... Erleichterung.

Der erste Stellplatz ist phänomenal, auf einem Felsplateau, von 3 Seiten vom Meer umgeben. Saudi Arabien ist für uns lediglich ein Transit um zum Hafen von Duba zu gelangen für die Verschiffung über das Rote Meer nach Aegypten. Die Fahrt entlang dem Küstengebirge ist sehr abwechslungsreich, farbige Gebirge und Wadis (trockene Flusstäler) und alles auf makellosen 4-spurigen Strassen. In Duba durften wir an der Corniche übernachten (ca. 45km vom Hafen entfernt)


Die Ausreise aus Saudi Arabien gestaltete sich ausserordentlich kompliziert, obwohl die Reiseleitung in einer Nachtübung alle Pass-Nr und Personennamen registrierten. Die Grenzoffiziere konnten unsere Dokumente nicht lesen, hielten den Fahrzeugausweis verkehrt in der Hand - also, das ganze Abwicklungsspiel von vorne: alle Namen müssen arabisch erscheinen: 2 "Sehschlitz" Frauen, 1 Chef + Dolmetscher machten sich an die Arbeit und weil Ramadan (muslimischer Fastenmonat) ist, gab es immer wieder Unterbrüche fürs Beten und nach Sonnenuntergang fürs Essen...auf der Passagierliste bin ich z.B. mit "Edwin" notiert und sie suchten nach "Schafer"...eben eine Pionier-Reise, denn noch nie benutzten Europäer mit eigenen Fahrzeugen diese Grenze. - Das Schiff hätte um 19.00h die Anker lichten sollen, schlussendlich starteten die Motoren um 01.00h (!) = insgesamt 11 Stunden Wartezeit für die Ausreise.


Das Fährschiff starrte vor Dreck, die Klima-Anlage konnte nicht reguliert werden, sodass wir uns wie in einem Eis-Schrank vorkamen. Die Pullmann-Sitze völlig durchgesessen, schmutzig. Es ist ein Fährschiff, das u.a. normalerweise tausende von muslimischen Pilger von Aegypten nach Saudi Arabien verschifft, ein echter Seelenverkäufer. Die Überfahrt über's Rote Meer war ruhig, aber die 10 Stunden nicht endend wollen. - Endlich im aegyptischen Hafen Safaga angekommen, dauerte die Entladung nur knapp eine Stunde, aber danach fängt die gefürchtete aegyptische Bürokratie an und es ist hinlänglich bekannt, dass Aegypten der schwierigste Zoll der Welt hat. Kaum am Pier angekommen, wird jedes einzelne Fahrzeug strengstens kontrolliert – die PW’s werden total ausgeräumt werden, Dutzende von Trägern sind im Einsatz. Dank Vorarbeiten des Reiseorganisators, haben wir eine bevorzugte Behandlung, d.h. nicht das gesamt WoMo ausladen, sondern "lediglich" eine detaillierte Kontrolle aller Fahrzeuge, anlässlich der die Feldstecher und bei uns noch ein Multitool Werkzeug beschlagnahmt wurden (Grund: könnte für eine Zielfeuerwaffe gebraucht werden…?) Die Grenzoffiziere führten sich wie unantastbare Herren auf, konnte aber unsere Dokumente weder lesen noch deuten. Z.B. haben sie bei allen Carnet-de-Passage einfach mal die ersten 3 Seiten rausgerissen und unsere RL musste dann alles in Kleinarbeit wieder herstellen und den TCS/ADAC über diesen Vorfall informieren.


Um 12.30h waren wir auf dem Pier und um 18.30h (!) kamen dann unsere aegyptischen NR-Schilder und den aegyptischen Fahrzeug-Ausweis, zusammen mit einem Pannendreieck und einer ägyptischen Notfallapotheke. Dies ist absolut kein Souvenir-Gag, aber für unsere 2-wöchige Aegyptenreise dringend notwendig, denn die dichte Polizeikontrolle in den Städten/Ortschaften und auf den Überlandrouten könnten ja unsere originalen NR-Schilder nicht lesen/entziffern und so ist es für uns eine willkommene Erleichterung; aber im Gegensatz, auch unsere Polizeiorgane könnten wohl kaum arabische Nummern-Schilder entziffern. - Unser Nummerschild auf lateinisch = NFG 4673, arabisch wird von rechts nach links gelesen, so haben die Polizeikontrollen überall sofort eine Bestätigung, dass wir rechtlich unterwegs sind, dh. GFN 3764.


Nun nach rund 6'850km sind wir auf dem afrikanischen Kontinent angekommen, der Anfang unseres Zieles; wir drehen den Zündschlüssel zu einer langen Reise durch den afrikanischen Kontinent - inshallah! Hurghada und Safaga hätten fantastische Korallenriffe, aber wir sind hier nur auf Durchreise, leider, und Afrika hat noch viel, sehr viel zu bieten...


Sicherheit. Die Fahrt vom Hafen über Hurghada bis Kairo war gespickt mit diversen Polizei Kontrollen; generell hat Aegypten ein unglaubliches Sicherheitsdispositiv mit Polizei, Armee, Strassensperren mit z.T. 3-fachen "giftigen" grossen Geschwindigkeits-Begrenzer. Jeder Ort, Eingang und Ausgang plus dazwischen zusätzliche! An neuralgischen Orten (und auch Strassenkreuzungen) stehen Panzerwagen mit Maschinengewehren bestückt. Zugänge zu Moscheen, zu den Pyramiden, zu den Tempeln sind durch Metalldetektoren à la Airports eingerichtet. Aegypten ist das älteste Reiseland der Welt, aber vorerst nur an Pauschaltouristen gewohnt.



Kairo, die grösste Stadt des afrikanischen Kontinents mit 30 Millionen Einwohner (6000 Einwohner p/m2) ein Erlebnis ganz besonderer Art. Unser lokaler Führer informierte uns, dass Autofahren ohne Bremsen in Ordnung geht, aber ohne Hupe definitiv ein "no go"! Oder: bei der Ampel "rot" = fahren, bei "grün" = schneller fahren. Generell fährt man dort wo es eben Platz hat; auf Autobahnen, Schnellstrassen ist überholen links oder rechts oder in der Mitte "normal". Die allermeisten Busse fahren mit Erdgas.

Das Leben in Aegypten ist vor allem in den Städten sehr teuer (auch wegen den horrenden Staatstaxen); offiziell heiraten kommt den zukünftigen Ehemann sehr teuer zu stehen, da er eine Wohnung inkl. gesamter Einrichtung kaufen muss und möglichst noch viel Goldschmuck für die Auserwählte; nicht von ungefähr sind Millionen von Frauen unverheiratet und sind dadurch für die Zukunft nicht abgesichert

30 Mio. Einwohner zählt Kairo, 10 Mio arbeiten in Kairo mit täglich riesigem Verkehrsstau (morgens rein/abends raus); sie wohnen ausserhalb, weil Wohnungsmieten im Zentrum unbezahlbar. 3 Mio benutzen täglich die U-Bahn. Zudem ist jeden Freitag eine unübersehbare Blech-Lawine von der Stadt aufs Land und am Samstag wieder retour.

Es gibt auch viele Oasen-Städte mit durchschnittlich über 50'000 Einwohner und alle diese Orte verfügen momentan noch über genügend Grundwasser. Südlich der Weissen Wüste sind Retorten-Städte im Aufbau, mit durchschnittlich 200'000 Einwohner da Grundwasser vorhanden. Inoffiziell hat Aegypten über 30% Arbeitslose, davon eine grosse Anzahl an Hochschulabsolventen, die sich ihr Brot als Hotelportiers, Gepäckträger und Fremdenführer verdienen.


Abfall/Müll: nicht nur Gross-Städte, auch Dörfer und auf dem Land gibt es ein unübersehbares Abfall-Problem; die Regierung versucht mit Abfall-Eimern und Containers der Lage Herr zu werden. Leider werden diese gestohlen und als Alt-Metall wieder verkauft.


Ramadan: der islamische Fastenmonat, bekamen wir verschiedene Male hautnah zu spüren; an den Zollgrenzen, am Hafen, Restaurants und sogar in Shopping Malls, wo Zeit reserviert wurde für Gebete, d.h. zB dass die Mall einfach geschlossen wird und erst wieder nach Sonnenuntergang geöffnet wird.... Wir müssten ebenfalls bereits Mitte Nachmittag den Pyramiden-Besuch abbrechen, weil wegen Ramadan die Wächter, Angestellte zum Gebet gerufen werden und sie sich auf den Sonnenuntergang vorbereiten müssen, denn ab dieser Zeit ist trinken und essen wieder erlaubt.


Sakkara, bekannt durch die Stufenpyramide, der angemessenen Residenz der Pharaonen für die Ewigkeit. Diese Pyramide ist das älteste Steingebäude der Welt. Bei allen Pyramiden ist der Eingang gegen Norden gerichtet und alle Pyramiden (auch diejenigen von Gizeh) stehen immer über der Stadt = keine Feuchtigkeit. Die Steinbrüche liegen im Durchschnitt über 25km entfernt. Die Grabkammer liegt aber 45m unter dem Niveau, dann erfolgte der Aufbau. Bislang wurden über 111 Pyramiden gefunden - meistens wurden die Steinblöcke später für Wohnbauten entwendet. Wikkipedia und Google wissen mehr...


Gizeh / Gisa, die eigentlichen Wahrzeichen des alten Aegyptens, eine kaum fassbare Majestät in der geheimnisvollen Wüste; phänomenale Bauarbeiten am berühmtesten Friedhof der Welt. Die Cheops-Pyramide mit einer Masse von 2,34 Mio. m3 Gestein, 137m hoch (damals mit Verkleidung 146m hoch). Alle Details kannst Du bei Google erfahren.


Inzwischen sind wir in Assuan (Aswan) eingetroffen. Unser nächster Blog wird interessantes über das Tal der Könige, Luxor (die ehemalige Hauptstadt des riesigen Pharaonen-Reiches) und Karnak beinhalten, die unglaublich pompösen Tempelanlagen der Pharaonen.

Dies sobald im Sudan wieder Wifi möglich ist….



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1 Comment


baebischer
baebischer
Apr 14, 2023

Heieieiei... Faszinierend... Herzlichen Dank für eure Berichte und Fotos! Nun beginnt bald der Teil, den wir vor 30 Jahren in umgekehrter Richtung gefahren sind! Möge es euch so gefallen wie uns seinerzeit! Wir sind gespannt auf eure Erzählungen! Gute Fahrt und immer ein bisschen Sand unter den Rädern!

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