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AutorenbildMilou Team

Felsenkirchen – Nil-Quelle … Äthiopien: wir stossen an unsere Grenzen!!


Felsenkirche in Lalibela


Landschaftsbild: ganz einfach grandios, wenn man von der Tiefebene (aus Dijbouti kommend) ins gebirgige Hochland, dem Dach Afrikas, kommt. Tausende von bäuerlichen Kleinbetrieben säumen den Weg; es wird noch mit Ochsen und Holzpflug geackert, die Zeit scheint stehen geblieben.


Nach Harar, der Muslim-Hochburg, noch im Bereich des feucht-heissen Klimas der Tiefebene, Fahrt hinauf in die mächtige Bergwelt nach Lalibela (auf 2650müM), der christlichen Hochburg. Über die Felsenkirchen und der Bau gäbe es ganze Bücher zu schreiben, nicht nur in Lalibela, sondern sie sind im ganzen äthiopischen Hochland (über 150 Kirchen/ aus dem 12./13. Jh.) zu finden, aber die schönsten in dieser eigenwilligen Bauweise sind nur hier zu finden. Solche riesigen Bauten waren nur mit grossem Aufwand bis ins kleinste Detail zu bewerkstelligen. Jede Säule, jede Wölbung, jede Treppe und jedes Fenster wurde im Gestein modelliert -> der Bau erfolgte im roten Tuffstein von oben nach unten! (im Gegensatz zu Petra/Jordanien, wo die Kirchen IN den Fels gemeisselt wurden)


Die Quelle des Nils: das Wasser des Blauen Nils kommt aus dem riesigen Tana See nahe der Stadt Bahir Dar. Zugang zu den bekanntesten Wasserfällen der Welt (Niagara-Falls, Iguassu-Falls, Victoria-Falls usw.) sind touristisch sehr gut ausgebaut, nicht aber hier in Äthiopien. Eine beschwerliche Piste und anschliessend noch ein Fussmarsch von 2 x 1 Stunde über rutschige Pfade – der Blick auf den imposanten Wasserfall musste verdient werden – hat sich aber gelohnt.


Addis Ababa, mit inoffiziell über 10 Mio Einw. ist die gesichtsloseste Hauptstadt, die wir je kennen lernten, ein Moloch, mit einem unglaublichen Gefälle von Armut und Reichtum. Verkehrschaos, Abgase, Gestank und Bettler, Frauen, Mütter mit Kindern, Arbeitslose, die auf Schritt und Tritt bei jeder Gelegenheit an unsern Fenstern kleben! Wir besuchten u.a. den «Mercato» (grösster Open Air Markt Afrikas): Warnung der Polizei: nur mit geschlossenen Wagenfenstern, keine erkennbare Kamera, kein Anhalten, kein Aussteigen, denn täglich gibt es Raubüberfälle und Entführungen; unserem Fotografen wurde bei fahrendem Auto gleich sein Kamera entrissen… Wir waren froh, diesem «Inferno» an Armut wieder zu entkommen.


Letzte Fakten:

Äthiopien ist das einzige Land in Afrika, das nie kolonialisiert wurde (Italien, resp. Mussolini, führte mal für ein paar Jahre ein blutiges Intermezzo, konnte aber nie Fuss fassen).


Die Einfuhr-Zölle sind dramatisch hoch: auf alle importierten Güter werden 200 bis 250% Zoll erhoben; Autos kosten generell bis zu 3x mehr als in Europa. Für mein (aus dem Fahrzeug) gestohlenes iPad hätte ich 2250.-Euro bezahlen müssen; Milch ist ein rares Gut (Import aus der EU/vor allem Polen), so kostet ein Liter Milch 450 Birr = 9 Euro! Ein Tuk-Tuk kostet 4600 Euro, eine Summe, die sich ein einzelner Fahrer NIE leisten kann; somit bilden sich Gemeinschaften, die 600-700 dieser Gefährte kaufen, die Fahrer sind 24 Stunden im Einsatz für eine Entschädigung, die knapp für’s Essen reicht. Tuk-Tuk sind genügsam, pro Liter Benzin kommen sie bis zu 15 km weit (Abgase!)

85% der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft, vor allem vom Anbau von Kaffee, Getreide und Früchten (Mango, Papaya, Orangen, Bananen, Kartoffeln). Ein Mann ohne seinen 2-Meter langen Stock ist kein Mann und wer auf Prestige schaut, hat ein Gewehr (Mauser-Flinte, Kalaschnikow), damit die Heiratschancen steigen. Hierfür gibt der Mann auch viel aus, verkauft dafür 2 – 3 seiner Ochsen um eine Kalaschnikow kaufen zu können … hingegen an Munition zu gelangen ist ein Ding der Unmöglichkeit… sieht alles also halb so wild aus.


Unterwegs: Ein Zusammenstoss mit einem Vieh kann teuer werden. Ein überfahrenes weibliches Tier kann den 4-fachen Kaufpreis nach sich ziehen; zudem käme noch der Umstand der aufgebrachten Volksmenge … besser totale Vorsicht beim Fahren. Freies, lockeres Fahren ist in ganz Äthiopien reines Wunschdenken. Hat man mal keine Esel, Kühe, Schafe, Ziegen oder Rinder auf der Strasse, gibt es Hunderte von Löchern, aufgerissene Teerbeläge und abgerutschte Strassenteile: Konzentration von morgen früh bis zur Ankunft. – Eine verdiente Kaffeepause unterwegs: zum Vergessen!! Keine 2 -3 Minuten am Strassenrand angehalten (immer weit ausserhalb von Siedlungen…), wird man schon von Kindern und Jugendlichen belagert; man wird beobachtet und wenn man nicht reagiert, wird an die Türen geklopft oder geriegelt, denn sie erwarten Geld oder mindestens was zu essen – also bewältigen wir die extrem langen Fahrtage nur mit einer kurzen Pause im Milou. Bei unserem letzten Kaffeestopp hielten sogar PW’s am Strassenrand um zu schauen, ein kleiner Laster fuhr neben uns auf und das Volk kletterte auf die Ladebrücke und konnte so in unseren Milou blicken… die unglaublichsten Geschichten unseres Reiselebens.


Unsere Gruppe ist im ganzen Land als einzige Europäer mit ausländischen Fahrzeugen unterwegs, da die Einreiseformalitäten und -gebühren sowie Zollkosten für «Overlander» seit ein paar Jahren einfach zu hoch geworden sind.

Äthiopien ist 27 x so gross wie die Schweiz, hat aber nur 200km Autobahn.


Pen pen pen – You you you – hey Mister – money money money … also irgendwo schön in freier Natur übernachten ist ohne Belagerungs-Zustand NICHT möglich. Die Tourleitung muss jede Übernachtung überprüfen, deshalb stehen wir meistens auf umzäunten und bewachten Hotel-Parkplätzen. Die Distanzen, die extremen Strassenzustände, die dicht bevölkerten Städte und Siedlungen, das immer beobachtet werden, die Bettelei, die fehlenden Ruhepausen : wir kommen an unsere Grenzen!!


Technische Ausfälle: vor ein paar Wochen ein Fiat mit Getriebeschaden / gestern ein Nissan Pick-Up mit Kupplungsschaden. Team und Fahrzeug mussten zurückgelassen werden. Die Reiseleitung sucht nach Ersatzteilen und eine valable Werkstatt.


Am 8. Juni werden wir nach Kenia ausreisen und hoffen auf ein bisschen gemächlichere Reisetage, ohne die penetranten Kinderhorden-Quälgeister, Bettler und dauerndes Beobachtet-Fühlen.




Nil Quelle - längster Fluss der Welt




Empfang durch Tourismus Office




Wir sind in Djibouti ganz gross rausgekommen!

261 Ansichten2 Kommentare

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2 comentarios


baebischer
baebischer
09 jun 2023

Merci für die spannenden Berichte und die tollen Fotos.

Schon vor rund 30 Jahren erlebten wir Äthiopien bei aller Faszination als sehr...fordernd....

Nun sind wir gespannt wie ihr durch Nordkenia kommt... Wohl kaum mehr in einem an sich obligatorischen, aber sich unterwegs auflösenden Konvoi (wg Banditen) 😅..

Gute Fahrt und immer ein bisschen Luft im Pneu! Jacqueline und Bernhard

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Walter Odermatt
Walter Odermatt
08 jun 2023

Äthiopien ist gewiss eines der interessantesten Länder Afrikas, aber, und jetzt kommt es, die Äthiopier machen es uns Reisenden sehr schwer, dies auch wirklich zu geniessen.

Doch nun wünschen wir euch geruhsamere Wochen und trotzdem viele Abenteuer im südlichen Afrika.

Ruth&Walter

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